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Masterthesis und Praktikum in einem?

Das Metier des Entwerfens und Bauen bietet bereits im Studium eine Vielzahl an Entfaltungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt ist die Masterthesis eine Arbeit, die AbsolventenInnen dazu animiert ein letztes Statement zu setzten – und alle Kraft in die allerletzte Uni-Phase zu investieren. Alexandra Tishchenko sprach mit einer angehenden Architektin über ihre Masterarbeit der anderen Art. Denn Hanna Hoffmann schrieb die Abschlussarbeit in einem Architekturbüro.
Veröffentlicht am 19.12.2019

Zunächst einmal, wie genau läuft das mit der Forschung und dem Entwerfen an der Akademie?
An der Kunstakademie in Stuttgart wird viel Wert auf Theorie im Entwurf und auf die konzeptuelle Phase gelegt. In der konzeptuellen Phase setzten wir Studenten uns mit unseren Arbeiten auseinander. Für die Masterthesis wird zuerst eine wissenschaftliche Bearbeitung gefordert. Das bedeutet, dass man sich ein Semester lang mit dem Thema auseinandersetzt, für das man später auch einen Entwurf anfertigt. Das nennt man die Vorstufe der Masterthesis. Viele ziehen sich für diese Zeit zurück und schreiben ihre „Paper“. Ich wollte die Zeit bestmöglich nutzen und habe mich dafür entschieden parallel bei UNStudio in Amsterdam zu arbeiten.

Was hält die Akademie von dieser Kombination?
Die Lehrstühle unterstützen beide Vorgehen, sowohl das asketische Schreiben des Papers als auch die Kombination aus Praktikum und Schreiben. Oft kommt der Kontakt zu Büros erst über die Lehrstühle zustande. So war es in meinem Fall. Das Thema, zu dem man recherchieren will, sollte natürlich zum Büro passen. Die Philosophie des Büros ist sehr wichtig, es hilft eine eigene Meinung zu formen, bringt Inspiration, aber auch ganz neue Erkenntnisse zu gewinnen und von den Projekten und der Arbeitsweise zu lernen. Mein Thema ist „Mobilitätshubs der Zukunft“ und UNStudio beschäftigt sich seit Langem damit.

Ein Vollzeitpraktikum und noch eine Forschungsarbeit? Wie ging das zusammen?
Es war zwar sehr zeitintensiv, aber für mich war es genau das Richtige. Durch die Arbeit hatte ich Abwechslung und viele Ansprechpartner auf dem Gebiet Mobilität durch vorangegangene Projekte. Ich konnte die Ressourcen von UNStudio nutzen, wie deren Datenbank und die umfangreiche Bibliothek. Es gab viele Lunch Lectures, Präsentationen und Panel Diskussionen im Büro, die zu meinem Thema gepasst haben. Vieles kann man mittlerweile auch als Podcast „UNS talks“ hören. Klar musste ich mich überwinden am Wochenende und nach der Arbeit, noch meine Forschung auszuarbeiten, aber ich würde es noch mal genauso machen.

Nutzen viele Studierende dieses Angebot?
Viele Studierende profitieren von dieser Möglichkeit. Ich glaube von Software-Tools und Tricks, Modellbau, Präsentationsstrategien, konzeptionellen Herangehensweisen oder fachlichem Input kann man alles für sich mitnehmen, nicht nur für die Masterthesis. Es ist ein Inspirationsboost!

Kam die Initiative eher von Deiner Seite? Was war die Rolle von dem Büro innerhalb deiner Forschungsarbeit?
Ja, ich wollte, dass meine Forschung auch einen praktischen Bezug erhält. Bei UN Studio konnte ich die notwendigen Informationen aus erster Hand sammeln und auch sehen wie Ideen und Thesen umgesetzt werden – das war unheimlich wichtig für meinen Prozess. Da nach der theoretischen Arbeit der Entwurf folgt, habe ich mich dabei von UN inspirieren lassen. Mit dem gesammelten Input und Inspiration fiel es mir viel einfacher, den Entwurf zu präzisieren.
 
Würdest du es weiterempfehlen?
Auf jeden Fall. Sich im Vorfeld eines Entwurfs so intensiv mit dem Thema und der Theorie auseinanderzusetzen ist wichtig. Die Unterstützung meines Lehrstuhles an der Kunstakademie in Stuttgart und die Arbeit bei UNStudio hat mich dabei enorm weitergebracht. Mein Entwurf hat dabei an Tiefe gewonnen und hat eine feste Basis – ich freue mich schon darauf die Ergebnisse dieser Zeit zu präsentieren.

Zur Person

Hanna Hoffmann studiert Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und war während ihrer Forschungsphase für die Masterthesis in Amsterdam bei UNStudio.  Dort beschäftigte sie sich mit den „Mobilitätshubs der Zukunft“. Ein halbes Jahr Praktikum und über 120 Seiten Forschungsergebnisse kamen dabei raus. 

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