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"Planer müssen verstehen, dass Building Information Modeling eine Chance ist, und keine Bedrohung darstellt."

Woran es liegt, dass 2017 erst 12 Prozent der Architekturbüros BIM (Building Information Modelling) verwenden? Darüber haben wir mit Milos Mikasinovic gesprochen. Der BIM-Experte bei NUCE Consulting unterstützt Büros beim Umstieg.
Veröffentlicht am 05.06.2020

Was sind die drei größten Vorteile von BIM für Architektinnen und Architekten?
BIM erleichtert die Arbeit, reduziert Missverständnisse und schafft digitale Transparenz. Building Information Modeling ist eine Art, digital zu arbeiten. Wenn man ein gut strukturiertes BIM-Projekt mit den dazugehörigen Standards kombiniert, ist die BIM-Methode eine massive Arbeitserleichterung für Architekten und Planerinnen. Wenn alle Beteiligten, von Architekten bis Bauherrinnen konstant und kollaborativ an einem BIM-fähigen 3-D-Modell arbeiten, können sie so Missverständnissen vorbeugen. Außerdem fördern die 3-D-Modelle das visuelle Verständnis und sind damit enorm transparent.

Woran liegt es dann, dass erst so wenige Büros BIM verwenden?
Die über Jahrzehnte entwickelten Gewohnheiten im Bauwesen müssen sich erst einmal den digitalen Möglichkeiten anpassen. Die Planerinnen warten darauf, dass die regulierenden Stellen allgemeingültige BIM-Standards einführen. Zudem fehlt es vonseiten der Bauherren noch an Projekten, die nach der BIM-Methode durchgeführt werden. 2019 konnte ich aber eine Veränderung in der Nachfrage beobachten: Es gab mehr Ausschreibungen, die mit der BIM-Methode bearbeitet werden sollten. Das zeigt, der Markt wird das schon richten. Und dann ist BIM eine Chance, besonders für Büros, die digital kompetent und up to date sind und sich agil und selbstkritisch auf BIM-Projekte einlassen.

Hand aufs Herz – wieviel Zeit und Geld muss ein Büro investieren, um BIM wirklich gewinnbringend für sich nutzen zu können?
Das hängt alleine von der Ausgangslage des jeweiligen Büros ab. Meistens bietet die Software, die die Büros bereits verwenden, die notwendigen Schnittstellen, um mit BIM erste spürbare Erfolge zu erzielen. Außerdem ist es sinnvoll, bei manchen Projekten SaaS-Lösungen zu verwenden. Diese Software-as-a-Service-Lösungen basieren auf einem monatlichen Bezahlsystem. Ich empfehle, nicht dem Reflex zu folgen, sich sofort neue und sehr teure Bausoftware anzuschaffen, wenn man vermehrt auf BIM setzen möchte. BIM ist keine Software, sondern eine digitale Arbeitsweise. BIM-fähige Software ist lediglich ein Baustein davon. Das größte Investment, das ein Büro machen muss, ist die Zeit, sich in das Thema einzuarbeiten und den individuellen Mehrwert zu erkennen, dass es dadurch gewinnen kann. Ist dieser Prozess der eigenen digitalen Transformation erst einmal angestoßen, werden die Erkenntnisse schnell zur neuen Firmenkultur. Wir bei NUCE Consulting haben dazu ein Konzept an Kurzanalysen entwickelt, mit dem wir interessierte Büros pointiert unterstützen können.

Muss man Angst vor BIM haben?
Nein. Wenn das Team bereit ist, sich darauf einzulassen, kann ein Büro innerhalb weniger Wochen beeindruckende Ergebnisse erzielen. Sobald die Planer erkennen, dass sie mit BIM ihre Kompetenzen einfacher und schneller an die Bauherren und die anderen Fachplanerinnen vermitteln können, empfinden sie den Aufwand mehr als gerechtfertigt. Planer müssen verstehen, das Building Information Modeling eine Chance ist, und keine Bedrohung darstellt.

NUCE bietet auch Gebäude Scannings an. Was bringt das für Vorteile mit sich?
Es gibt verschiedenste Techniken, ein Gebäude zu scannen – nicht alle sind gleich genau. Aber das Ergebnis ist immer der Ist-Zustand eines Bauwerks zu einem bestimmten Zeitpunkt, ermittelt durch Vermessung und Fotos. Alle Fehler und Schäden sind im Scan erkennbar. Das ist in einem BIM-Modell nicht der Fall. Aber es ist ein großer Vorteil für die digitale Dokumentation. Wenn es zu einem Streitfall kommt, zeigt das Gebäude-Scanning den exakten Zustand des Gebäudes zum Zeitpunkt X. Es ist beispielsweise möglich, in dem Gebäude-Scan direkt Abstände zu messen, was bei einem Streitfall zur Schlichtung beitragen kann.Sie müssen das schon fast selber gesehen haben, um es sich vorstellen zu können. Deswegen hat NUCE Consulting einen Beispiel-Scan gemacht: von unserem Gemeinschaftsstand der BIM2FM Collaboration Group an der BIM World. (Anmerkung der Redaktion: Den Scan können Sie unter unter „Virtueller Rundgang durch den BIM2FM Collaboration Group Messestand“ finden: https://www.nuce-consulting.de/november-2019-nuce-consulting-bim-world-2...).

Eine letzte Frage: So simpel wie möglich – wie erklären Sie den digitalen Zwilling?
Der Digitale Zwilling ist der digitale Abdruck eines Bauwerks. Das bedeutet, dass alle Informationen und grafische Darstellungen digital und strukturiert verfügbar sind. Zum aktuellen Zeitpunkt ist es technisch machbar, dass ein digitaler Zwilling den Ist-Zustand eines Bauwerks durch Sensoren in Echtzeit darstellt. Das reale Gebäude lässt sich über den Digitalen Zwilling via Cloud direkt steuern und kontrollieren: So kann man beispielsweise die Temperaturen von verschiedenen Räumen per Fernwartung analysieren und einstellen.

 

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